Rebootkiller: Die größten Hindernisse bei der beruflichen Neuorientierung (Folge 4)
Die wenigsten Karrierereboots scheitern an Banken oder schlechten Ideen. Oft sind mentale oder persönliche Stolpersteine der Grund dafür, dass alles so bleibt wie es ist. In dieser Serie stellen wir die größten Rebootkiller vor und zeigen, wie man sie überwindet.
Neben mentalen und persönlichen Faktoren spielt nicht zuletzt auch Geld eine wichtige Rolle beim Neustart. So auch in diesem Beispiel: Michaela Schaab hat Geografie studiert und schon während des Studiums als Au-Pair zahlreiche Länder bereist. Das Reisen blieb ihre große Leidenschaft, als sie nach dem Studium in einer PR-Agentur anfing. Schaab hatte den Job nach der Universität eigentlich nur als Einstieg ins Berufsleben gesehen und wollte so rasch wie möglich in einen anderen Bereich wechseln. Es kam anderes. Schnell stieg sie zur Teamleiterin auf, bekam viel Verantwortung übertragen und wurde die rechte Hand des Inhabers. Trotz des beruflichen Erfolgs blieb die Zufriedenheit aus: „Mein Job hat mich nie wirklich erfüllt“, sagt Schaab im Rückblick. „Richtig glücklich war ich nur in den paar Wochen Urlaub, die ich dazu genutzt habe, fremde Länder und Kulturen kennenzulernen.“ Zurück im Job war Schaab wieder im „Automatik-Modus“, wie sie es nennt. „Ich habe nur funktioniert. Und wenn ich kurz davor war, alles hinzuschmeißen, habe ich an die nächste Reise gedacht und die Zähne zusammengebissen.“
„Richtig glücklich war ich nur in den paar Wochen Urlaub, die ich dazu genutzt habe, fremde Länder und Kulturen kennenzulernen.“
Dann begann sie damit, ihre Reisen in einem Online-Blog zu dokumentieren. Nach Feierabend setzte sie sich an den Rechner, schrieb Reiseberichte und suchte die passenden Fotos aus, um sie im Internet zu veröffentlichen. Was als Spaß begann, wurde schnell immer größer. Die Reaktionen auf ihr Blog waren so positiv, dass Reiseveranstalter sie fragten, ob sie nicht Lust hätte, über ihr Angebot zu berichten. Irgendwann wuchs die Arbeit mit dem Blog Michaela Schaab über den Kopf und war nicht mehr mit ihrem Job in der Agentur vereinbar.
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Die Angst vor finanzieller Unsicherheit bremst Rebooter aus
Sie musste eine Entscheidung treffen: Entweder sie beließ es mit ihrem Blog bei einem Hobby, oder sie würde ihren alten Job kündigen, um sich fortan nur noch ihrer Leidenschaft fürs Reisen zu widmen. Schaab zögerte lange. Der Grund: „Ich habe zwar mit meinem Blog damals ein geringes Einkommen erwirtschaftet, das hätte aber nur für ein bescheidenes Leben gereicht.“ Ihr Erfolg in der Agentur und ihr gutes Gehalt standen ihr plötzlich im Weg. Sie wollte zwar unbedingt weg aus dem stressigen Job, aber ihr komfortables Leben aufzugeben erschien ihr beinahe noch schlimmer: „Ich hatte große Angst vor dem sozialen Abstieg und den Reaktionen in meinem Umfeld.“
Dann wurde sie krank: ein Bandscheibenvorfall. Michaela Schaab bezeichnet das heute als Hilferuf ihres Körpers: „Ich konnte damals nicht mehr, und mein Kör- per hat die Notbremse gezogen.“ Sie kündigte, zog in eine kleinere Wohnung und verkaufte ihr Auto. Schaab beschreibt damit ein Muster, das die Tiefeninterviews bestätigen: Für viele der Befragten kam die Wende erst nach einem Zusammenbruch. Eine Zäsur, die für viele auch durch die finanziellen Konsequenzen zur Belastungsprobe wurde.
„Ich habe mich oft gefragt, was wirklich wichtig ist und mich bewusst darauf fokussiert.“
Im Rückblick beschreiben dennoch viele diese Phase als heilsam. So auch Schaab: „Es war eine materielle und mentale Entschlackungskur, durch die ich gegangen bin. Ich habe mir in dieser Zeit oft die Frage gestellt, was wirklich wichtig ist und mich bewusst darauf fokussiert.“ Auch wenn sie ihren Konsum in dieser Zeit drastisch einschränken musste, fiel ihr das leichter als gedacht: „Ich verbrachte meine Zeit schließlich mit Dingen, die mir Spaß machten. Ich musste nicht mehr shoppen gehen, um meinen Frust aus dem ungeliebten Job zu vergessen.“ Schaab arbeitet heute als freie Journalistin und veröffentlicht ihre Reiseberichte in Magazinen und Zeitungen. Finanziell ist sie mittlerweile wieder auf dem alten Niveau angelangt.
Bisher erschienen:
Rebootkiller #1 – Masterplan-Zwang
Rebootkiller #2 – Selbstzweifel
Rebootkiller #3 – Die besten Freunde
Der Textauszug stammt aus unserem Artikel „Auf zu neuen Ufern“, erschienen im Mai 2014 im Magazin managerseminare. Hier finden Sie den vollständigen Artikel als Free-Download.