Berufliche Neuorientierung: Wie der Jobwechsel auch ohne große Risiko gelingt

Berufliche Neuorientierung: Wie der Jobwechsel auch ohne große Risiko gelingt

Kündigen macht Spaß, muss aber nicht sein. Wir zeigen, wie ein Karriere-Reboot auch ohne großes Risiko gelingt.

Für viele sind sie die Helden der modernen Leistungsgesellschaft: Aussteiger, die ihren gut bezahlten Job aufgeben, um sich auf Sinnsuche zu begeben. Da wird der Banker zum Tauchlehrer auf den Malediven und der IT-Berater verkauft fortan vegane Bratwürste. Solche Geschichten von beruflicher Neuorientierung kursieren nicht nur in Blogs, Fernsehformaten und Magazinen. Jeder kennt einen, der einen kennt, der Karriere gegen Lebensqualität eingetauscht hat. Und spätestens nach dem nächsten Wutausbruch des Vorgesetzten nehmen wir uns dann auch fest vor, alles hinzuschmeißen und endlich die perfekte Kneipe aufzumachen.

In den allermeisten Fällen wird diese Kneipe wohl niemals öffnen. Denn spätestens nachdem unsere Wut verflogen ist, wird auch der Plan vom besseren Leben erstmal vertagt. Macht nichts! Denn darauf kommt es zunächst gar nicht an. Viel wichtiger ist doch, dass solche Irritationen uns dazu bringen, den Status quo zu hinterfragen. Wir merken plötzlich, dass viel mehr in uns steckt als nur das eine Arbeits-Ich, das sich jeden Morgen zur Arbeit quält. Solche Aussteiger-Geschichten konfrontieren uns mit der Tatsache, dass in uns oft noch mehr Leidenschaften, Interessen und Talente stecken, die darauf warten, entdeckt zu werden. Dabei ist es erstmal vollkommen egal, zu welchem Ergebnis uns diese Auseinandersetzung führt.

Mythos „John-Wayne-Reboot“

Manchmal braucht es aber auch einfach gute Geschichten, wie die des Bankers oder IT-Beraters, um den Mut für die eigene Veränderung aufzubringen. In vielen Fällen wirken solche Beispiele dann als Initialzündung oder sie nehmen den letzten Zweifel, den eigenen Traum zu leben. In manchen Fällen bewirken sie allerdings das genaue Gegenteil. Denn sie unterstützen einen der größten Veränderungsmythen im Jobleben überhaupt: das „John-Wayne-Reboot“. Frei nach dem Motto „Diese Stadt ist zu klein für uns beide“, haben die Protagonisten in diesen Aussteiger-Geschichten oft nur eine Wahl: die Fortführung des Status Quo oder die radikale Kündigung. Entweder, oder.

Bleiben oder kündigen. Dazwischen gibt es nichts. Viele Reboot-Geschichten folgen dieser Logik. Cut. Kündigung. Das alte Leben hinter sich lassen und noch mal ganz von vorne anfangen. Wir sind in unseren Workshops zwar auf Menschen getroffen, deren Geschichten so verlaufen sind. Wir haben aber auch viele andere kennengelernt, die ohne „Big Bang“ großartige Veränderungen erreicht haben. Vielleicht sind sogar die meisten Veränderungen im Job-Leben eben solche soften Berufswechsel. Doch genau diese Geschichten werden viel zu selten erzählt. Leider. Denn im Schatten der Tauchlehrer und Wurstverkäufer gibt es alternative Wege, die zum selben Ziel führen können.

Es stecken unzähligen Leidenschaften, Interessen und Talente in uns, die darauf warten, entdeckt zu werden.

Kreative Ausreden

Wir begegnen bei unserer Arbeit immer wieder Menschen, die die unterschiedlichsten Gründe dafür vorbringen, warum Veränderung bei ihnen nicht möglich ist. Und die Geschichten der „John-Wayne-Reboots“ liefern ihnen hierfür perfekte Argumente. Mal ist es das Alter: „Mit 50 fängt man nicht mehr ganz von vorne an.“ Mal sind es familiäre Verpflichtungen: „Ohne die Kinder würde ich es wagen, aber so ist das Risiko zu groß“. Wieder andere treibt die Angst, „nicht mehr reinzukommen“, wenn sie einmal aus der Karriere aussteigen. Halten wir also fest: „John-Wayne-Reboots“ können den notwendigen Impuls geben, um über neue Perspektiven nachzudenken. Oft genug implizieren sie aber auch tausend und einen Grund, besser alles beim Alten zu lassen.

Besonders schade ist das dann, wenn es wirklich gute Gründe gibt, die momentane Situation zu hinterfragen. Permanenter Frust im Job muss nicht, kann aber sehr wohl darauf hindeuten, dass etwas nicht stimmt. Und wenn die Gründe dafür nicht mehr mit einem klärenden Gespräch, neuen Aufgaben oder einer Gehaltserhöhung aus der Welt geschafft werden können, ist es genau die richtige Reaktion, den eingeschlagenen Weg zu überdenken – auch radikal. Dass die Umsetzung dann aber nicht zwangsläufig mit Pauken und Trompeten ablaufen muss, ist nur den wenigsten klar. Immer wieder treffen wir auf Menschen, die in ihrer Situation nur zwei Extreme zu sehen scheinen: Entweder alles bleibt so wie es ist, oder das bisherige Lebensmodell muss komplett und kompromisslos eingestampft werden.

Alternativen für Vorsichtige

Ehrlich gesagt wäre ich, vor diese Wahl gestellt, auch ziemlich gestresst und würde vermutlich erstmal gar nichts tun. Schließlich sind beide Optionen nicht gerade beruhigend. Die gute Nachricht ist aber: Zwischen beiden Extremen liegen viele Möglichkeiten Neues auszuprobieren ohne sich diesem Stress aussetzen zu müssen und trotzdem seinen persönlichen „Sweet Spot“ zu finden. Drei davon sollen in dieser Serie vorgestellt werden:

  1. „Branching Projects“: Der unverbindliche Flirt mit dem neuen Job
  2. „Teilzeit-Reboot“: Der neue Job im Alltagstest
  3. „Sabbaticals“: Die großen Ferien vom Job-Life

Natürlich wollen wir denjenigen, die ihrem Chef Montagmorgen lieber doch die Kündigung auf den Schreibtisch legen wollen nicht den Spaß verderben. Für manche Menschen ist die radikale Lösung genau die richtige. Für viele andere hingegen nicht.

UPDATE 10.11.2014: Einen völlig neuen Weg, seinen Traumjob ohne großes Risiko einfach mal zu testen, bietet das Berliner Startup Descape, das wir Euch in diesem Beitrag vorstellen.

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