Vom Juristen zum Maßschuhmacher
Wenn man Alexander Fröhlich heute in seinem Geschäft in Bad Godesberg zwischen alten großen Schränken besucht, findet man einen Menschen vor, der eine solche Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt, dass seine Zufriedenheit fast greifbar wird. Es riecht nach frischem Leder und geöltem Holz. Auf dem Tisch liegt das Handwerksmaterial eines Schuhmachers und im Schaufenster Modelle von Schuhen, die er selbst gemacht hat. In dem nun folgenden Gespräch wird sich dieser erste Eindruck bestätigen: Dieser Mensch hat den Beruf gefunden, der seinem Leben eine Bedeutung, Zufriedenheit und Erfüllung gibt. Der Weg dahin war jedoch nicht leicht.
„Ich habe 15 Jahre mit der Frage gerungen, wer ich eigentlich wirklich bin.“ Ein erster Versuch das herauszufinden, ist der Beginn seines Jurastudiums. Dass es keine leichten Jahre werden, merkt er schnell. Die Woche besteht fast nur aus Lernen. Viel schlimmer ist aber: Die Begeisterung für die Inhalte und den Beruf kommt nicht auf. Heute beschreibt er diesen Zustand als Leidensdruck, der konstant stärker wurde. Dennoch hält er durch. Bis zum ersten Staatsexamen beißt er sich immer weiter durch, bis es für ihn nicht mehr geht. Seine nächste Station ist ein Job beim Radio. Hier übernimmt er in der Redaktion die Mitgestaltung und Organisation von Sendungen. Aber auch hier findet er beruflich nicht das, was er sucht. „Ich hatte nach wie vor das Gefühl, nicht angekommen zu sein“, so Fröhlich. Mit seiner Frau, einer Journalistin, beschließt er nach Jerusalem zu gehen. Alexander Fröhlich erfindet sich dort wieder einmal neu: Er beginnt als Fotograf zu arbeiten und beliefert nach kurzer Zeit mehrere Bildagenturen. Er ist gut, doch auch hier merkt er, dass ihn seine Arbeit nicht völlig ausfüllt und nicht seins ist. Der Leidensdruck ist wieder da und wächst weiter an.
Zu dieser Zeit nimmt eine Idee in seinem Kopf immer mehr Gestalt an. Es ist eine Art geheimer Traum, oder wie er es nennt, eine Insel, auf die er gedanklich flieht, wenn der Abgabetermin für die Fotos besonders knapp ist und die Unzufriedenheit mal wieder zunimmt. In diesen Momenten träumt Alexander Fröhlich von einer Ausbildung als Maßschuhmacher. Diese Idee kam nicht einfach über Nacht. Dinge zu reparieren, das mochte er schon als Kind. „Mit den Jahren ist bei mir außerdem der Wunsch gewachsen, etwas Schönes und Nützliches zu schaffen“, erklärt Fröhlich. Irgendwann, als sein Vater ein Paar alte Sandalen in den Müll werfen wollte, reparierte er diese einfach. Er merkt, dass ihn die Arbeit befriedigt – und dass er Talent hat. Vielleicht war das so eine Art Startpunkt. Jedenfalls geht ihm der Gedanke fortan nicht mehr aus dem Kopf.
Ich habe 15 Jahre mit der Frage gerungen, wer ich eigentlich wirklich bin.
Bis aus dem Traum Wirklichkeit wird, soll jedoch noch Zeit vergehen. Alexander Fröhlich schiebt den Gedanken erst einmal weiter beiseite, beißt die Zähne zusammen und flüchtet nur in Gedanken auf seine Trauminsel. An irgendeinem Punkt ist die Unzufriedenheit jedoch so groß, dass er sie nicht mehr ignorieren kann. „Ich fühlte mich wie in dem Buch `Life of Pi`“, beschreibt er das Gefühl zu jener Zeit. „Als treibe man in einem winzig kleinen Boot auf dem Ozean und mit an Bord ein hungriger Tiger.“ Irgendwann schaltet sich seine Frau ein und drängt ihn, sich doch wenigstens mal über den Beruf und die Ausbildung des Maßschuhmachers zu informieren. Plötzlich kommt Bewegung in die Sache. Fröhlich nimmt Kontakt zur Berufs-Innung auf, kann schon bald einem echten Schuhmacher in seiner Werkstatt besuchen und macht eine für ihn wertvolle menschliche Begegnung. „Nach diesem Tag wusste ich, dass es das Richtige für mich ist“. Er entscheidet sich, die Ausbildung zu beginnen. Bei dieser Entscheidung ist er nicht allein, sondern wird von seiner Frau und Menschen in seinem engen Umkreis unterstützt und motiviert. Seine Entscheidung beschreibt er heute als Sprung aus einem Flugzeug, bei dem man nicht weiß, ob sich der Schirm wirklich öffnet und man heil unten ankommt.
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Von Jerusalem nach Düsseldorf
Der Schritt ist für die Familie nicht leicht. Fröhlich: „Wir mussten von Jerusalem in die Nähe von Düsseldorf ziehen. Und das Lehrlingsgehalt hat uns gezwungen, Abstriche zu machen. Aber irgendwie hat es immer gepasst.“ Zwei Jahre später hat er seine Ausbildung erfolgreich beendet. Heute ist er ein zufriedener und glücklicher Mensch, der endlich nach seiner Suche an seinem Platz angekommen ist. Rückblickend war für ihn das Wichtigste das Ausprobieren. Nur so konnte er herausfinden, was er wirklich wollte und seine Insel finden. Irgendwann ist der Knoten geplatzt und ab da fand alles seinen Weg. Die Zeit des Suchens will Alexander Fröhlich nicht missen, auch wenn es manchmal „ganz schön schwer“ sein kann. Für ihn gehört das Suchen, wie das Finden, zu seinem Leben dazu.
Mehr Informationen über Alexander Fröhlich und seine Arbeit findet Ihr auf seiner Website.