Berufswechsel planen: Weniger ist mehr!

Berufswechsel planen: Weniger ist mehr!

Eine berufliche Neuorientierung kann viele Stolpersteine bereithalten. Da werden etwa die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen falsch eingeschätzt. Oder eine vermeintliche Geschäftsidee wird mit großem Optimismus aber ohne soliden Businessplan umgesetzt. Man könnte diese Liste leicht fortführen. Die meisten Karriere-Reboots scheitern allerdings schon in einer viel früheren Phase. Der Grund: Sie werden zu perfekt geplant. Das klingt paradox? Herminia Ibarra, Professorin an der INSEAD Business School, beschreibt es in ihrem Buch „Working Identity“ wie folgt:

By far the biggest mistake people make when trying to change careers is to delay taking the first step until they have settled on a destination.

Das Verhalten ist verständlich. Denn ohne eine konkrete Vorstellung davon, wohin es gehen soll, wird die berufliche Neuorientierung schnell zur Reise ins Umgewisse. Wer will das schon? Das führt allerdings dazu, dass viele instinktiv den Lösungsansatz wählen, den sie in der Uni oder im Job beigebracht bekommen haben, sie erstellen einen Plan oder noch besser: den Masterplan.

Großprojekt ohne Realitätscheck

Dieses Vorgehen mag funktionieren, wenn man schon sehr genau weiß, wohin man will. Wenn ich mir etwa sicher bin, dass ich als Key Account Manager einer Versicherung arbeiten möchte, sollte ich den Wechsel sogar nach diesem Muster planen: Stellenmarkt analysieren, Bewerbung schreiben, Vorstellungsgespräche führen. Was aber, wenn ich gar nicht weiß, wohin ich will oder nur eine vage Vorstellung davon habe, wie es bei einer grundlegenden beruflichen Neuorientierung oft der Fall ist? Roman Krznarik bringt es in seinem Buch „How to find fulfilling work“ auf den Punkt:

The problem with the `plan then implement´ model is simple: it rarely works. What generally happens is that we find ourselves in new jobs that doesn´t suit us because we havent´t had any experience of what they are like in reality.

Die Planung des perfekten Job wird auf diese Weise schnell zum Großprojekt, bei dem übersteigerte Erwartungen, Zweifel, Ängste und Unwissen über die eigenen Fähigkeiten schnell die Oberhand gewinnen.

Wir müssen handeln!

Das Erstellen eines Masterplans ist zu Beginn der beruflichen Neuorientierung also nicht der richtige Ansatz, um eine grundlegende Veränderung herbeizuführen. Besser ist da schon der Hinweis von Herminia Ibarra:

The only way to create change is to put our possible identities into practice, working and crafting them until they are sufficiently grounded in experience to guide more decisive steps. We learn who we are (…) by testing reality, not by looking inside. (…) To launch anew we need to get out of our heads. We need to act.

Ibarra führt zwei Begriffe ein, die auch in unseren Workshops eine zentrale Rolle spielen: Crafting und Testing. Denn nur wer eine Tätigkeit tatsächlich erlebt, der kann beurteilen, ob sie zu ihm passt oder eben nicht. Das kann keine Google-Recherche oder YouTube-Sitzung im Vorfeld ersetzen. Ob wir etwa das Zeug dazu haben, ein eigenes Restaurant zu führen, können wir nicht am Schreibtisch sitzend entscheiden. Dafür müssen wir erleben, was es heißt, ein Restaurant zu führen. Erst wenn wir unsere Träume leben, wissen wir ob sie dazu taugen, ein neues Leben auf ihnen aufzubauen. By testing reality, not by looking inside!

Vom Glück des Scheiterns

Und dafür müssen Sie gar kein Risiko eingehen und Ihren Job kündigen: Hospitieren Sie, machen Sie Praktika, übernehmen Sie ein Ehrenamt oder lernen Sie in Wochenendjobs, was es bedeutet, Tätigkeit X zu tun. Und wenn einem das Ergebnis nicht gefällt? Eines der wichtigsten Prinzipien des Design Thinkings, das wir in unseren Workshops anwenden, lautet „fail early and often“. Herauszufinden, dass man etwa als Restaurantleiter eine Niete ist, schließt womöglich eine Tür, andere gehen dafür erst auf. Vielleicht stellt man fest, dass man seine Kreativität als Koch oder seine Kommunikationsstärke im Service viel eher ausleben kann. Es ist offensichtlich: Ohne Test keine Bewertungsgrundlage. Meine Erfahrung zeigt mir, dass berufliche Veränderung oft ein Prozess ist, der sich durch beständiges Testen, Reflektieren und erneutes Testen auszeichnet. Fail early and often! Und auch das ist Design Thinking: Jede dieser Schleifen führt dazu, dass wir unserem Ziel näher kommen. Das ist es auch, was Crafting meint: Der Job, der zu uns passt, ist kein Fertigprodukt von der Stange. Keine Antwort, die man mit der richtigen Fragetechnik oder einem Test herausfinden kann. Er ist vielmehr ein echtes (handgemachtes) Unikat – gebaut für Ihre Anforderungen und Bedürfnisse.   Foto by Andrew Rennie Link: http://goo.gl/GA3tgI

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